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Christian Diehl
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Vortrieb
12 teilige Arbeit - 2008
Preisträger "TRANS/FORM_fotoprojekt emscher-zukunft, 2011
Um die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts galt die Emscher als der schmutzigster Fluß in Deutschland, weil darin der Großteil der Abwässer des Ruhrgebietes zu den Kläranlagen transportiert wurde.
Mit dem Ende des Bergbaus stellen nun Bergsenkungen in der Emscher-Region kein Problem mehr dar, so daß jetzt mit dem Bau eines unterirdischen 170 Kilometer langen Abwasserkanalsystems begonnen werden konnte.
Im Vortrieb gräbt sich der Kanal unterirdisch unter Autobahnen, Wohngebieten und Industriearealen durch das Erdreich hindurch, ähnlich einem Regenwurm, nur daß der Tunnelbauer auf den Zentimeter genau weiß, wo er sich gerade befindet. Das städtische Alltagsleben bekommt vom unterirdischen „Treiben“ kaum etwas mit, selbst wenn der Abwasserkanal zehn Meter unter einem bewohnten Familienhaus verlegt werden muß.
Die Technik des Tunnelbauers sieht auf den ersten Blick archaisch aus, gebogene Stahlplatten, Eisenrohre, Schienen, Pumpen, Kabel und auf allem liegt eine dicke Staubschicht. Man hat kurzeitig das Gefühl, daß man sich im 19. Jahrhundert befindet und daß die Erfindung der Dampfmaschine noch nicht allzu lange her ist. Doch bei genauerem Hinsehen bemerkt man unter der Dreckschicht, blinkende Leuchtdioden, Hydraulikschläuche, Sensoren, Laserpeilgeräte, Computer in dicken Gehäusen, die ihren Dienst fast unsichtbar verrichten.
Im Vortrieb funktioniert nichts ohne Menschen - es wird geschaufelt, mit einem Joystick der Bohrkopf gesteuert, Manometer kontrolliert, geschweißt, Grundwasser abgepumpt, schwere Gerätschaften per Flaschenzug bewegt, daß nicht mehr benötigte Erdreich auf Loren befördert, Gefahren abgeschätzt, Hebel und Knöpfe bedient, mannshohe Abwasserrohre manövriert - damit die Vortriebsmaschine ihren genau definierten Weg findet.
Würde man einen Arbeiter im Tunnelbau fragen, wie man zum Erdmittelpunkt gelangt, dann würde er wahrscheinlich mit der Hand in Richtung des Bohrkopf seiner Vortriebsmaschine zeigen.
Im Jahr 2020 wird der Umbau beendet sein.
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Schacht
10 teilige Arbeit - 2007/08
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Wüstung
10 teilige Arbeit - 2005/08
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Ellinghauser Halde
28 teilige Arbeit - 2003/07
Seit den 40er Jahren wurde auf dem Gelände der Ellinghauser Halde, der nicht mehr benötigte Bodenaushub aus den Kohlezechen aufgeschüttet. Auf diese Weise ist im Norden
Dortmunds eine Brachfläche von 340 ha entstanden, welche unter anderem durch den Dortmund-Ems-Kanal und die Emscher räumlich abgegrenzt wird.
Das Gelände läßt sich vereinfacht in zwei Bereiche unterteilen, zum einen in das Naturschutzgebiet im Norden der Halde, und zum anderen in den Südteil, der sich seit 2004 sukzessive zum Logiststikstandort umwandelt. Zur Zeit entsteht dort das weltgrößte IKEA Lager von dem aus die Ware europaweit versendet wird. Außerdem wurden drei 100 Meter große Windkraftanlagen installiert, die jetzt auf dem Gelände präsent sind.
Eine Vermischung von Natur, Mensch und Technik findet dort auf engstem Raum statt: Der Turmfalke, der Jogger und das vollautomatische Logistikzentrum sind ebenso existent, wie die Kreuzkröte, das parkende Auto mit einem Liebespärchen und ein das Gelände durchquerender Güterzug.
Das Projekt ist über den Zeitraum mehrerer Jahres geplant, um die unterschiedliche Jahreszeiten mit in die Arbeit zu integrieren. Formal ästhetische Anleihen aus den Bereichen der Industriefotografie, der wissenschaftlichen und kriminalistischen Dokumentation sowie der Landschaftsfotografie stehen gleichberechtigt nebeneinander, um der Vielgestaltigkeit
des Phänomens: „Ellinghauser Halde“, mittels einer variablen Bildsprache Rechnung zu tragen.
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Die Fabrik
Buchprojekt mit 22 Doppelseiten 2001/02
1. Preis beim Nachwuchsförderpreis der Kulturstiftung Steinfurt, 2004
1. Preis beim "6. Aenne-Biermann-Preis", 2003
Auszeichnung beim Peter Keetman Preis 2002
Die Fabrik entstand als Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund. Die Fotografien wurden in unterschiedlichen Fabriken und Institutionen aufgenommen.
Es ist ein ausgesprochen nüchterner Ansatz, mit dem sich der Fotograf seiner Motivwelt nähert. Seinen Bildern fehlt jener romantisierende Impetus,
mit dem die Künstler der neuen Sachlichkeit der industriellen Produktion ein utopisches Potenzial zuzusprechen vermochten.
Die Fabrik berichtet von einer schattenlosen, ganz und gar durchrationalisierten Welt.
Christian Diehls Fotografien beschreiben Arbeitsumwelt, Produktion und Produkt mit einer sachlichen Präzision eines Landvermessers. Die menschliche Figur
erscheint auf der fotografischen Fläche als geometrisches, der Normierung von Arbeitsabläufen dienendes Pictogramm oder als schemenhaft den Funktionsabläufen untergeordnet. Selbst das Kolorit der immer den Blickwinkel maximaler Sichbarkeit darbietenden Fotografien relativiert sich an den industriell standardisierten RAL-Farben,
die den Bildern in monochromer Flächigkeit gegenüber gestellt werden. Die Reproduktion eines Pin-Up-Posters nimmt eine zentrale Stellung ein: Sie repräsentiert in konzentrierter Form die massenmediale Aufbereitung, der Idee vom guten Leben - Glück, Erfolg, Freizeit, Reisen - die der entfremdeten Arbeit Sinn zu geben scheint."
Inka Schube - Kuratorin am Sprengel Museum Hannover, aus "6. Aenne-Biermann-Preis.
Für deutsche Gegenwartsfotografie", Ausstellungskatalog, Gera, 2003
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Dortmunder Berge
8 teilige Arbeit - 1999/2000
Christian Diehl zeigt in der Serie "Dortmunder Berge", dass sich an unvermuteten und überraschenden Stellen Erhebungen finden,
die diesen Namen verdienen, wenn auch ironisch gefärbt. Diehl wählt für seine Bauschuttberge Bildausschnitte,
in denen weder im Vorder- noch Hintergrund weitere Informationen vom Motiv ablenken können.
Auf diese Weise verleiht er den temporären Bergen eine Monumentalität, die in krassem Widerspruch zu ihrer Vergänglichkeit steht.
So ergibt sich eine erhabene Typologie hinsichtlich der jeweils spezifischen Struktur und Farbigkeit von Abrissvorhaben im östlichen Ruhrgebiet
Reinhild Kuhn - Künstlerhaus Dortmund, 2005
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ohne Titel
5 teilige Arbeit - 1998/2000
1. Preis beim "Internationalen Marianne-Brandt-Preis 2001"
1. Preis beim Nachwuchsförderpreis der Kulturstiftung Steinfurt, 2000
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Betreten Verboten
7 teilige Arbeit - 1997/98
Meine Arbeit besteht aus Nachtaufnahmen, auf denen Industrieszenarien zu sehen sind. Es werden Orte gezeigt, die nicht betreten werden dürfen.
Der Blick wird meist durch unscharfe Gegenstände - Zäune, Mauern, Bäume - im Vordergrund behindert. Sowohl um das Eingeschlossen sein des Industriekomplexes,
als auch um das Ausgeschlossen sein des Betrachters auszudrücken.
Mittels geeigneter Bildsymboliken - Licht in Fenstern, abfahrbereite Autos, geöffnete Türen und Tore - soll menschliche Aktivität gedanklich in das Foto überführt werden.
Ein Spannungsverhältnis zwischen belebtem Arbeitsplatz ohne sichtbare Menschen soll entstehen.
Ich versuche in meiner Serie "Betreten verboten" dem Betrachter eine Stimmung zu übermitteln, in der ihm suggeriert wird, daß er Zeuge einer eventuell geheimnisvollen Industrieaktivität ist. Die Fotos zeigen jedoch nichts von alledem, und so hoffe ich, daß die Bilder beim Betrachten einen immer wieder suchenden Blick nach dem
"Verbotenen" hinterlassen werden.
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